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  • AutorenbildAntje Bek

Waldorfpädagogik und unsere Verbindung mit den geistigen Mächten



Wer heute als Pädagoge, als LehrerIn arbeiten möchte und dessen Herz für die Kinder schlägt, dem wird es immer schwerer in den gegenwärtigen Verhältnissen unter Berücksichtigung aller Vorschriften und Maßnahmen tätig zu werden. Und so stehen viele LehrerInnen, aber auch Eltern, in einer Situation, in der ihnen klar wird: Das gegenwärtige Bildungs- und Schulsystem ist endgültig zu einer Sackgasse geworden, hier geht es nicht mehr weiter. Es sind LeherInnen und Eltern aller Schulformen, der staatlichen Schulen und der Freien Schulen, zu denen auch die Waldorfschulen gehören. Es gibt nicht wenige, die sich aus diesen Gründen haben beurlauben lassen, die krank geschrieben oder gar ganz aus dem Schuldienst ausgeschieden sind. Und wer in einer Sackgasse gelandet ist, der weiß erst einmal nicht, wie es weitergehen soll. Umdrehen macht keinen Sinn und vor sich sieht man lediglich eine meterhohe Wand.


Schnelle Antworten gibt es nicht.

Bedingt durch die äußeren Verhältnisse wie Schulpflicht, aber auch das immer stärkere Hineinregieren des Staates in einen gesellschaftlichen Bereich, der in die Freiheitssphäre der Beteiligten gehören müsste, schafft ein Gefühl der Ohnmacht. Gibt es überhaupt noch irgendeinen Weg für eine wirklich kindgerechte, menschengemäße Pädagogik?


Auf diese Fragen kann es keine schnellen Antworten geben und dieser Beitrag erhebt auch nicht den Anspruch dies zu tun. Klar ist nur: So kann es nicht weitergehen! Und – wir haben eine lange Wegstrecke hinter uns, die uns an genau diesen Punkt geführt hat.


"Wahrhaftige soziale Umgestaltung kann nur aus spirituellen Impulsen kommen.“[1], so Rudolf Steiner am 12. September 1919, also kurz nach der Katastrophe des ersten Weltkrieges, anlässlich der Eröffnung des Rudolf-Steiner-Hauses in Berlin.


Ohne spirituelle Impulse, die in uns Menschen wirksam werden, wird sich nichts verändern. Es wird in derselben Richtung weitergehen wie bisher.


Waldorfpädagogik neu impulsieren?

Nachdem mehr als 100 Jahre Waldorfpädagogik vergangen sind, wird es darauf ankommen, ob die Impulse dieser Pädagogik neu ergriffen werden – oder ob dieser Impuls erstirbt. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Menschen, die dies erkannt oder gespürt hatten und sich daher darum bemühten oder auch forderten zu den „Quellen“ zurückzukehren. Unter „Quellen“ verstand man Vorträge oder Schriften Rudolf Steiners. Die Beschäftigung mit diesen Texten ist sicherlich ein entscheidender erster Schritt hin zur Quelle. Doch wie finden wir diese Quelle letztendlich? Was ist denn die Quelle überhaupt? Anthroposophie kann eine Brücke sein, kann auch selbst Quelle sein, kann uns eine Hilfe sein bei unserer Suche nach der Quelle, bei unserer Suche nach dem, wo die spirituellen Impulse herkommen. Letztlich geht es darum, dass wir die Verbindung zu dieser Quelle in uns selbst, in unseren Herzen wiederfinden.


Im 1. Vortrag der Allgemeinen Menschenkunde, der den 14tägigen Vorbereitungskurs für die zukünftigen Waldorflehrer eröffnete, weist Rudolf Steiner am 21. August 1919 auf folgende Situation hin:


„(…) Wir müssen uns bewußt sein bei einer solchen Aufgabe, daß wir nicht arbeiten bloß als hier auf dem physischen Plan lebende Menschen; diese Art, sich Aufgaben zu stellen, hat ja gerade in den letzten Jahrhunderten besonders an Ausdehnung gewonnen, hat fast einzig und allein die Menschen erfüllt. Unter dieser Auffassung der Aufgaben ist dasjenige aus Unterricht und Erziehung geworden, was eben gerade verbessert werden soll durch die Aufgabe, die wir uns stellen. Daher wollen wir uns im Beginne dieser unserer vorbereitenden Tätigkeit zunächst darauf besinnen, wie wir im einzelnen die Verbindung mit den geistigen Mächten, in deren Auftrag und deren Mandat jeder einzelne von uns gewissermaßen wird arbeiten müssen, herstellen.“[2]


Es geht um die Herstellung der Verbindung mit den geistigen Mächten, da wir ansonsten nichts Fruchtbares für die Zukunft entwickeln werden. "Wahrhaftige soziale Umgestaltung kann nur aus spirituellen Impulsen kommen.“


Das ist eine ganz konkrete Aufgabe, die sich für uns heute als gesamte Menschheit, aber auch für jeden einzelnen Menschen stellt. Wir können spüren wie existentiell sie jetzt wird. Ohne die Hilfe der geistigen Welt, ohne dass wir selbst die Verbindung mit ihr suchen, wird es nicht weitergehen, werden wir in der Sackgasse stecken bleiben oder in den Abgrund stürzen.


In Verbindung mit dem eigenen Engel treten

In den bereits erwähnten Berliner Vorträgen gibt Rudolf Steiner einen sehr praktischen Hinweis, wie wir diese Verbindung mit den geistigen Mächten herstellen können. Er weist darauf hin, dass wir in jeder Nacht mit unserem Engel über den darauffolgenden Tag verhandeln(!); in Gemeinschaft mit ihm haben wir eine Vorschau auf den Tag. Nun geht es gar nicht darum zu wissen, was wir da gemeinsam mit unserem Engel geschaut haben, sondern es geht zunächst einmal darum, dass wir diesen Gedanken überhaupt denken. Und dieser Gedanke ist ganz konkret gemeint: „Nehmen wir an, ganz konkret, der Mensch solle zu irgendeiner Tageszeit, zum Beispiel um zwölf Uhr, etwas tun. Über das, was er da tun soll, war schon Verhandlung zwischen ihm und seinem Angelos in der vorhergehenden Nacht.“ [3]

Wir können uns z.B. für die kommende Zeit vornehmen, dass wir uns immer mal wieder den Tag über mit diesem Gedanken beschäftigen, ihn vielleicht nur probeweise denken und als Hypothese mit ihm leben. Und dann können wir uns beobachten, was in unserem Inneren geschieht. Ist es nicht ein völlig anderes Empfinden den Ereignissen des Tages gegenüber, vor allem meinem eigenen Tun und Entschlüssen gegenüber, wenn ich diesen Gedanken denke? Spüre, empfinde ich dadurch nicht die Verbindung mit einer höheren Weisheit? Empfinde ich dadurch – gerade in der jetzigen Zeit – nicht auch mehr Vertrauen, weniger Furcht? Kommen dann vielleicht auch Fragen auf wie: Habe ich das, was ich jetzt gerade tue, wirklich in der Nacht mit meinem Engel verhandelt? Steht das im Einklang damit? So kann sich einfach, indem man jeden Morgen mit dem Gedanken aufwacht: „Ich habe in der Nacht schon meinen heutigen Tag vor mir gesehen“, das Leben verändern. Wir beziehen unseren Engel bewusst, durch unser Denken, in unser Leben mit ein. Dann wird er auch mehr Gelegenheit haben uns die Impulse zu senden, die wir benötigen.


Wollen wir eine menschen- und kindergerechte Pädagogik, wie sie von Rudolf Steiner inauguriert war, neu impulsieren, dann wird einerseits das Studium seiner Texte sehr hilfreich sein, andererseits wird es darum gehen, dass wir nun tatsächlich in konkrete Beziehungen zu den Hierarchien, den geistigen Wesen treten. Mit unserem eigenen Angelos können wir den Anfang machen. Wenn sich dann zusätzlich noch die Menschen finden, die in diesem Bewusstsein ein freies Schulwesen, eine kindgerechte Pädagogik zu ihrem Ideal gemacht haben, dann werden sich auch Wege finden, wie dies in kleinen, bescheidensten Anfängen zu verwirklichen ist. Möge uns der Mut nicht sinken diesem Ideal zu dienen!

[1] Rudolf Steiner, Der innere Aspekt des sozialen Rätsels - Luziferische Vergangenheit, ahrimanische Zukunft, GA 193, S. 121 [2] Rudolf Steiner, Allgemeine Menschenkunde, GA 293, S. 17 [3] Rudolf Steiner, Der innere Aspekt des sozialen Rätsels - Luziferische Vergangenheit, ahrimanische Zukunft, GA 193, S. 127

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