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DER INNERE WEG VON MICHAELI ZUM DREIKÖNIGSFEST

  • Autorenbild: Antje Bek
    Antje Bek
  • vor 1 Tag
  • 4 Min. Lesezeit

Mit einem Auszug aus dem Grundsteinspruch



Bernadino Luini, ca. 1512, Verkündigung an die Hirten
Bernadino Luini, ca. 1512, Verkündigung an die Hirten

Nach der Tag- und Nachtgleiche zu Herbstbeginn feiern wir am 29. September jeden Jahres das Michaelifest und blicken vor auf die nun kürzer werdenden Tage, in denen im Naturgeschehen die Finsternis gegenüber dem Licht der Sonne die Übermacht gewinnt. Michaeli kennzeichnet den Zeitpunkt, an dem wir uns entscheiden können: Gehen wir mit der äußeren Finsternis mit?


Beginnen wir nun einzuschlafen wie viele Tiere, die in den Winterschlaf übergehen? Machen wir die Dunkelheit seelisch mit, indem sich unsere Stimmung verdüstert? Oder entzünden wir ein inneres Licht, das unseren Willen stärkt und gerade die Michaelizeit so wertvoll für innere Entschlüsse und Entscheidungen werden lässt, die wir dann im weiteren Verlaufe des Jahres auch zur Tat werden lassen?


November

Im November hat sich die Natur nach einem häufig noch goldenen Oktober nun fast vollständig zurückgezogen, die bunt gefärbten Blätter sind von den Bäumen gefallen und bedecken den kalten Boden. Kahl und aufrecht stehen die Bäume da, viele Vögel sind fortgezogen, andere Tiere in den Winterschlaf übergegangen. Der November ist der Monat, der daran erinnern kann, dass mit dem Absterben der Natur die geistige Welt nun wieder näher an uns heranrückt. Ganz konkret sind damit die Seelen der Verstorbenen, die in der geistigen Welt weilen, gemeint.


So gibt es drei Feiertage, die dem Totengedenken gewidmet sind: Allerheiligen, Allerseelen und Totensonntag. Im November dürfen wir der lieben Verstorbenen gedenken, uns ihnen und der geistigen Welt aktiv zuwenden. Für die Kinder gibt es am 11. November ein besonders schönes Fest, nämlich St. Martin. 

Dass heute der Beginn der Zeit des Totengedenkens und damit der Hinwendung zur geistigen Welt, insbesondere für die Kinder durch Halloween mit Spuk und Horror eingeht, darf durchaus nachdenklich stimmen.

Das Martinsfest erinnert daran, dass wir nun in eine Zeit gehen, in der das innere Licht immer stärker angefacht werden kann. Singend tragen die Kinder das noch verhüllte Licht durch die Finsternis der Nacht. Alles, was in der Dunkelheit bedrohlich erscheinen mag, wird durch den Gesang der Kinder und deren Laternenlicht verscheucht. Das kann auch uns Erwachsene anrühren.


Dezember

Der Totensonntag markiert den letzten Sonntag im November, dann folgt der 1. Advent, an dem die erste Kerze auf dem Adventskranz angezündet wird. An jedem folgenden Adventssonntag leuchtet eine zusätzliche Kerze. Das Licht ist nun nicht mehr verhüllt wie in der Laterne, es erscheint unverhüllt und nimmt bis Weihnachten stetig zu. Am Heiligen Abend kann es am hell erleuchteten Weihnachtsbaum dann nicht nur als Licht, sondern auch spürbar als Wärme1  erlebt werden.


Heiligabend findet drei Tage nach der Wintersonnenwende statt. Das wieder zunehmende äußere Licht feiern wir, indem wir zu dem in der Krippe liegenden Jesuskind blicken. Den armen Hirten war die Geburt des Christuskindes von einem Engel in der eisigen Winternacht auf dem Felde verkündet worden. Diese Verkündigung hatte ihre Herzen erreicht, sie gingen mit ihren bescheidenen Gaben nach Bethlehem, um sie dem Kind zu überreichen und voller Demut vor ihm auf die Knie zu gehen.


Vor allem in der Ostkirche feiert man ein anderes Weihnachtsfest. Dort gedenkt man der Weisen aus dem Morgenland, den drei Königen Kaspar, Melchior und Balthasar. Sie waren eingeweiht in die Entzifferung der Himmelsschrift, ihnen haben die Sterne von der Geburt des Kindes gekündet. Sie machen sich mit ihren kostbaren Geschenken auf, um dem Kind ihre Gaben darzubringen, auch sie knien vor dem Jesuskind nieder, das nun auf dem Schoß seiner Mutter sitzt.


Es lohnt sich einmal darauf zu achten, dass alte Darstellungen diese zwei Weihnachtsereignisse unterscheiden: Die Hirten knien vor dem in Tüchern gewickelten, liegenden Kind nieder, die Könige vor dem Kind, das auf dem Schoß der eher königlich erscheinenden Maria sitzt.


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Rudolf Steiner erinnert im letzten Teil des Grundsteinspruchs2, den er zur Weihnachtstagung 1923 in Dornach der Menschheit übergab, an diese Ereignisse. Er geht auf die Wärme des göttlichen Lichtes, der Christus-Sonne ein, das die armen Hirtenherzen erwärmt. Und er geht auf die Helligkeit der Christus-Sonne ein, die die weisen Königshäupter erleuchtet. Wärme des Herzens und lichte Erkenntnis können Wegweiser und Leitstern für den weiteren Weg in die nun wieder länger werdenden Tage des neuen Jahres werden.




„Dieses Fühlen zurück zur Urweihenacht kann uns die Kraft zur Herzens-Erwärmung, zur Hauptes-Erleuchtung geben, die wir brauchen, um in der richtigen Weise auszuüben, anthroposophisch wirkend, dasjenige, was aus der dreigliedrigen, zur Einheit sich harmonisierenden Menschenerkenntnis hervorgehen kann“ 1, Rudolf Steiner


Auszug aus dem Grundsteinspruch:


In der Zeiten Wende

Trat das Welten-Geistes-Licht

In den irdischen Wesensstrom;

Nacht-Dunkel

Hatte ausgewaltet;

Taghelles Licht

Erstrahlte in Menschenseelen;

Licht,

Das erwärmet

Die armen Hirtenherzen;

Licht,

Das erleuchtet

Die weisen Königshäupter.

Göttliches Licht,

Christus-Sonne,

Erwärme

Unsere Herzen;

Erleuchte

Unsere Häupter;

Dass gut werde,

Was wir aus Herzen

Gründen,

Was wir aus Häuptern

Zielvoll führen wollen.4

Literatur

1 Die Wärme im Raum kann dann erlebt werden, wenn der Weihnachtsbaum mit echten, brennenden Kerzen bestückt wird.

 3 ebd., S. 66

 4 ebd., S. 65


Dieser Beitrag erschien ebenfalls in der Dezember-Ausgabe 2025 von erWACHSEN&WERDEN

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