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AutorenbildAntje Bek

„Es zerreißt mir das Herz“ Waldorfschulen und das Leid der Kinder


„Es gibt Erstklässler, die haben ihre Schule noch nie ohne Maske betreten. Es zerreißt mir das Herz“, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (51, SPD) nach dem Senatsbeschluss die Maskenpflicht für Grundschüler ab Montag, 4. Oktober 2021 abzuschaffen.[i]





Man mag die oben zitierte Äußerung der scheidenden Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres als zynisch beurteilen, zumal die Anzahl der wöchentlichen Tests noch erhöht werden soll, dennoch spricht sie etwas aus, was viele Menschen, denen das Wohl der Kinder am Herzen liegt, während der vergangenen Monate empfunden haben. Es kann einem das Herz zerreißen, wenn man die Kinder mit Masken vor sich sitzen hat, eine ganze Klasse und auch selbst als LehrerIn eine solche tragen muss und damit für die Kinder nicht wirklich sichtbar ist.


Eltern, denen es das Herz zerrissen hat, wenn sie ihre Kinder mit Maske in der Schule wussten, Pädagogen, denen es so erging, sie mussten leider – nicht überall, aber doch an vielen Waldorfschulen erleben, dass sie kein Gehör finden. Sie mussten erleben, dass ein offenes Gespräch darüber, was Maske und Tests mit den Kindern machen, abgelehnt wurde. Häufig mit dem Argument, dass die Kinder das alles doch ganz toll mitmachen und es ihnen nichts ausmacht. Oder mit dem Vorwurf, dass die Kinder nur deshalb ein Problem damit haben, weil sie von ihren kritischen Eltern instrumentalisiert werden. Es sei hiermit an die Online-Veranstaltung des Bundes der Freien Waldorfschulen erinnert, in der sich der damalige Justiziar Martin Malcherek entsprechend geäußert hatte, ohne dass ihm jemand der übrigen Beteiligten widersprochen hätte.[ii]


Es ist ein Armutszeugnis für eine pädagogische Bewegung, zu der Funktionäre, LehrerInnen und auch DozentInnen in der Lehrerausbildung gehören, wenn über die Wirkung staatlicher Maßnahmen wie sie seit mehr als 18 Monaten gelten, nicht offen gesprochen wird, wenn das ausgesprochen oder unausgesprochen zum Tabuthema erklärt wird. Ein Gespräch darüber, was man beobachten, was man sich auf Grundlage einer spirituellen Menschenerkenntnis erarbeiten kann, müsste eine Selbstverständlichkeit sein. Aber vielleicht zerreißt es auch vielen von denen, die schweigen oder ein Gespräch blockieren selbst das Herz, wenn sie die Kinder wahrnehmen und sie ertragen den Schmerz nicht, den es verursacht, wenn man sich gezwungen fühlt ihnen diese Maßnahmen zuzumuten. Man kann ja nicht anders. Das sind die Regeln, die eingehalten werden müssen.


Wäre es für Kollegien und Schulgemeinschaften nicht eine Möglichkeit, über den eigenen Schmerz zu sprechen? Sich darüber auszutauschen, welche Motive man hatte, als man den Beruf des Waldorflehrers/der Waldorflehrerin ergriffen hat? Ob oder wie weit man sich davon inzwischen entfernt hat? Wie viele rote Linien man selbst ggf. bereits überschritten hat? Und warum? Könnte das nicht wieder zu mehr innerer Wahrhaftigkeit führen? Damit ist noch nichts darüber gesagt, wie man mit den Verordnungen umgeht. Das eine ist das wahrhaftige Gespräch im Innern, das andere der Umgang mit Äußerem.


Wenn eine Bildungssenatorin öffentlich darüber sprechen kann, dass es ihr das Herz zerreißt, dann wird es Zeit, dass auch in den Waldorfschulen über das eigene Leiden, aber vor allem das der Kinder gesprochen werden darf und kann!



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